Glückwunsch!
Von Günter Bock
Es war ein Glücksfall vor gut 50 Jahren, als drei Männer, Enthusiasten im deutschen Kammerwesen, zur rechten Zeit am rechten Ort von einer Idee beseelt waren:
- Helmut Rehker, von 1962 bis 1980 Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, als offener Mensch für neue Ideen,
- Prof. Dr. Ernst Schneider, Unternehmer und Präsident der IHK Düsseldorf, später auch Präsident des DIHT (heute DIHK), als angesehener Promoter für neue Ideen, und
- Arnold Leistico, Geschäftsführer einer Gemeinschaftsinstitution der NRW-Kammern, zuvor Pressesprecher von Bundesschatzminister Franz Blücher, als Ideenspender, glaubwürdiger und überzeugter Streiter für die soziale Marktwirtschaft, Realisierer und erster Geschäftsführer des Ernst-Schneider-Preises.
Sie hatten erkannt, dass unser auf die Professoren Ludwig Erhard und Müller-Armack zurückgehende System der freien und sozialen Marktwirtschaft nur dann im Wettbewerb mit anderen Systemen eine dauerhafte Chance in dem jungen Nachkriegsdeutschland erzielen würde, wenn auch „normale Menschen“, ohne besondere Interessen und Kenntnisse in Sachen Wirtschaft, verstehen können, wie diese Wirtschaftsordnung tickt und wie alles mit allem zusammenhängt.
Den Anfang machte das Fernsehen
Da passte es hervorragend, dass neben Zeitungen und dem Hörfunk auch das Fernsehen als junges Medium mit öffentlichem Auftrag begann, sich zum Vollprogramm zu entwickeln, und zusätzlich noch regionale Programme aufgebaut wurden, die nahe an der Lebenswirklichkeit der Bürger sein sollten.
In dieser Situation überzeugten die drei Protagonisten zunächst die NRW-Wirtschaft und bald darauf die gesamte bundesdeutsche Wirtschaft, vertreten durch die Industrie- und Handelskammern, einen Preis zu stiften für Fernsehbeiträge, die sich nicht an ein wirtschaftlich ausgebildetes Publikum, sondern an „Karl und Lieschen Müller“ richten, und die schwierige wirtschaftliche Zusammenhänge allgemeinverständlich in TV-Beiträgen darstellen.
Begeisterung und Erfolge
Die erste Ausschreibung und Preisverleihung erfolgte 1971 und hatte so viel Begeisterung in der deutschen Wirtschaft, bei den Kammern und auch in den Funkhäusern entfacht, dass man den Hörfunk mit einbezog, dass Spitzen der Rundfunksender wie Intendanten, Direktoren oder Leiter der Wirtschaftsredaktionen alljährlich bereit waren, in unabhängigen Jurys mit zu wirken und gemeinsam mit Unternehmern oder deren Vertretern die Preisträger zu ermitteln. Schon bald stellte sich heraus, dass die Preisgelder zwar gern angenommen wurden, aber der Qualitätsnachweis für die preisgekrönten Autoren das eigentlich Nachhaltige im weiteren Berufsleben vor allem der jüngeren Autoren sein sollte. Namen der Preisträger fanden sich bald auch in den höheren Etagen der Funkhäuser wieder und sie unterstützten das Vorgehen der Preisstifter, auch für nicht wirtschaftlich vorgebildete Nachwuchsredakteure Seminare zu veranstalten, um die Teilnehmer in Betrieben hinter die Kulissen schauen und miterleben zu lassen, wie Wirtschaft und auch regionale Wirtschaft funktioniert und welche Zusammenhänge in den Unternehmen existieren und wie sie bei ihren Problemen Lösungen erreichen. Auch Vorurteile von Unternehmern gegenüber den Medienleuten konnten durch diese Nähe abgebaut werden. Köln als Sitz des größten deutschen Senders und – später – weiterer elektronischer Medien, war auch der richtige Ort, denn hier ging und geht es nicht vor allem um die „ganz große Politik“ wie in Bonn und später in Berlin. Auch war es folgerichtig, dass sehr bald der Hörfunk einbezogen wurde, dann auch die Zeitungen und schließlich das neue Medium Internet. Der Fernsehpreis mutierte zum Medienpreis.
Jetzt sind es also 50 Jahre her, in denen der Ernst-Schneider-Preis auf- und ausgebaut wurde. Die praktische Arbeit machten bis heute vier Geschäftsführer: Arnold Leistico, der Mitgründer, von 1971 bis 1980, Günter Bock, der schon bei der Gründung des Preises beratend tätig war, in den Jahren von 1980 bis 2000, Christian Knull, der zuvor die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der IHK Köln geleitet hatte, von 2000 bis 2018, und seit 2018 der jetzige Geschäftsführer Dr. Hartmut Spiesecke.
Das kritische Potenzial
Natürlich blieb diese Arbeit auch nicht ohne Kritik. Sie kam meistens aus der Wirtschaft, wenn ein Unternehmen oder eine Branche durch kritische Beiträge in den Fokus der Öffentlichkeit gerieten, weil ihre Verhaltensweisen nicht dem Anspruch eines „ehrbaren Kaufmanns“ gerecht wurden. Gott sei Dank waren in solchen Fällen die Stimmen derjenigen Unternehmen und Branchen stärker, die bei redlichem Verhalten im Wettbewerb durch das Verhalten eines „schwarzen Schafes“ Nachteile hinnehmen mussten. So wird es auch in Zukunft wichtig sein, Beiträge zu bepreisen, in denen Fehlentwicklungen ans Tageslicht gebracht werden, denn Journalismus kann Vorbildliches auch als vorbildlich benennen, ohne in den Verdacht der Parteilichkeit als „Hofberichter“ zu geraten, und umgekehrt nehmen sie nur ihren Auftrag wahr, wenn sie Fehlentwicklungen auch als solche darstellen.
So kann es auch aus der Sicht der Wirtschaft nicht verwerflich sein, wenn aufgezeigt wird, wo soziale Marktwirtschaft von der Gier verdrängt wird oder gesamtwirtschaftliches Denken von ausuferndem Egoismus unterminiert wird. Das wollen wir nicht!
Ich möchte deshalb heute rückblickend sagen: Der Ernst-Schneider-Preis war und ist ein Erfolg! Vorausschauend bleibt mir festzustellen: Die Wirtschaft braucht in ihrer Selbstverwaltung eine kritische Begleitung gut geschulter Journalisten und diesen gebührt auch die Anerkennung durch die Industrie- und Handelskammern in Form unseres Preises. In diesem Sinne: Weiter so!
Günter Bock war Geschäftsführer des Ernst-Schneider-Preises von 1981 bis 2000.